Kritik am Polizeivideo der Vice

Vor einigen Tagen veröffentlichte das Onlineportal Vice einen Beitrag unter dem Titel „So So Fucked: Polizei“, welches die deutsche Polizei zum Thema hatte. Da dieser Beitrag eine enorme Reichweite generierte und auch von Genossinnen und Genossen geteilt wurde, soll dieser einer Kritik unterzogen werden. Er offenbart durch und durch kleinbürgerliche und staatsidealistische Züge, von denen es sich als revolutionäre Gruppe zu distanzieren gilt. Dies ist für die Diskussion um die richtige Strategie des antifaschistischen Kampfes sowie der Bildung einer revolutionären Bewegung sehr wichtig, da es im Hinblick auf eine richtige Theorie und Praxis hierzu einer klaren Position bedarf. Das Thema der Polizei gilt es an anderer Stelle zu vertiefen, jedoch bietet dieser Beitrag eine gute Gelegenheit, um auch die in linken Kreisen verbreitete idealistische Kritik an der Polizei aufzuzeigen und ihr eine materialistische Kritik entgegenzustellen.

Zunächst gilt es jedoch festzustellen, dass der Vice-Beitrag hinsichtlich des Ist-Zustandes der deutschen Polizei richtige und wichtige Probleme anspricht, unter der wir als Klasse, insbesondere aber unsere migrantischen Klassenschwestern und -brüder ganz real leiden: Racial Profiling, das Öffentlichwerden rechtsextremer Netzwerke sowie der Alltagsrassismus unter Polizisten sind Probleme, die im Hier und Jetzt stattfinden und gegen die es sich als Klasse auf jede erdenkliche Weise zu wehren gilt. Mögen linksradikale Gruppierungen dies auch verneinen, so ist auch das geltende Recht ein Ort des Klassenkampfes, wo es unbedingte Solidarität mit den Betroffenen derartiger Schikanen von Seiten der Polizei bedarf und wo jeder Schritt zur Eindämmung einer solchen Praxis zu befürworten ist.

Weitergehend muss eine materialistisch-revolutionäre Betrachtung der Polizei als Institution den Beitrag der Vice jedoch auf das Schärfste kritisieren: Hierbei wollen wir direkt den ersten Satz des Beitrags betrachten, mit dem der knapp siebenminütige Erguss kleinbürgerlicher Träumereien beginnt: „Das Hauptproblem der deutschen Polizei ist: Sie ist völlig außer Kontrolle.“ Mit dieser Aussage stellt die Vice fest, dass die Praxis der Polizei problematisch sei. Dem ist – wie oben dargestellt wurde – grundsätzlich zuzustimmen, allerdings offenbart diese Aussage gravierende Fehler in der Analyse der Polizei. Die Formulierung, dass etwas „außer Kontrolle geraten sei“, impliziert, dass man etwas wieder unter Kontrolle bringen, d.h. in einen Zustand versetzen könne, der „funktioniere“. Diese Vorstellung einer für die Bürgerinnen und Bürger „funktionierenden“ Polizei offenbart etwas, was im Folgenden als „Staatsidealismus“ bezeichnet werden soll. Was ist damit gemeint?

Staatsidealismus bezeichnet eine Betrachtungsweise des Staates und seiner Institutionen, welche dadurch geprägt ist, dass sie im Gegensatz zur materialistischen Betrachtungsweise steht, welche Erscheinungen auf der Grundlage ihrer materiellen Basis erklärt. Auf die Frage des Staates bezogen, bedeutet diese idealistische Betrachtungsweise ganz konkret, dass der Staat nicht auf seine Entstehungsgrundlage und seine wirkliche Funktion untersucht wird, sondern in seiner jetzigen Form als gegeben betrachtet wird. Während wir als Kommunistinnen und Kommunisten den bürgerlichen Staat als Klassenstaat begreifen, der es zur Aufgabe hat, die Herrschaft der Kapitalistenklasse zu schützen, geht die staatsidealistische Betrachtungsweise davon aus, dass der Staat als solcher nicht das Problem sei, sondern „lediglich“ entartet wäre und dementsprechend grundsätzlich innerhalb der bestehenden Strukturen verbessert werden könne.

Wenn wir nun auf die „außer Kontrolle geratene Polizei“ zurückkommen, stellt sich die konkrete Frage, wie innerhalb eines bürgerlichen Staates eine Polizei aussehen soll, die „unter Kontrolle ist“, d.h. im Sinne der Bevölkerung agiert. Die Polizei ist die ausführende Gewalt des Staates und somit kein losgelöstes, sondern ein direkt an ihn gekoppeltes Element, welches eben nur im Sinne des Staates handeln kann. Wenn man den Staat nun als Instrument zur Sicherung der Herrschaft der Kapitalistenklasse begreift, so kann auch die an ihn gekoppelte Polizei nur in diesem Sinne handeln und nicht im Sinne des Volkes „unter Kontrolle gebracht werden“. Eine derartige Forderung verkennt den wahren Charakter unserer Klassengesellschaft und seines Staates und offenbart den kleinbürgerlichen Standpunkt der Vice.

Dieser offenbart sich auch im gesamten weiteren Verlauf des Beitrags, welcher nun anhand einiger Beispiele offengelegt werden soll. So wird im Beitrag der Vice folgende Aussage getroffen: „Nein es geht hier nicht darum, alle Polizisten über einen Kamm zu scheren. Es gibt genug Leute, die den Job machen, weil sie Menschen schützen wollen.“ Eine Aussage, die man immer dann hört, wenn man seine auf idealistischen und kleinbürgerlichen Vorstellungen basierende Kritik am Staat und der Polizei nicht mehr zu rechtfertigen weiß oder einfach doch nicht „zu sehr anecken“ möchte. Hierzu ist zu sagen: Die Gründe, warum Menschen zur Polizei gehen, mögen vielfältig sein. Ohne eine dahingehende Studie angestellt zu haben, sei an dieser Stelle behauptet, dass die wenigsten sich für die Polizei entschieden haben, um das deutsche Kapital und den deutschen Imperialismus zu schützen. Allerdings machen sie genau das und werden es auch durch ihre Funktion immer tun, wodurch sie sich auf die Seite des Klassenfeindes und gegen das eigene Volk stellen. Die Vice hat Unrecht, wenn sie sagt, dass man nicht alle Polizisten über einen Kamm scheren sollte: Die Polizei als Institution verteidigt das Recht der Herrschenden und stellt sich somit gegen das Volk. Will das Volk sich vom Recht der Herrschenden befreien, so muss es die Polizei als das behandeln, was sie ist: als ihren Gegner.

Ein weiterer Aspekt, an dem das idealistische Bewusstsein zutage tritt, ist bei der im Video vorgenommenen Beurteilung der Rolle der Staatsanwaltschaft. Staatstreu prangert die Vice-Redaktion an, dass die Staatsanwaltschaft – ohne den expliziten Paragraphen zu nennen – ihrer Pflicht zur Sachverhaltsaufklärung (§160 StPO) nicht nachkomme und nicht gegen die Polizei ermittle, da man ja aufeinander angewiesen sei. Diese Betrachtung mag oberflächlich betrachtet stimmen, unterschlägt jedoch auf fahrlässige Weise, dass die Polizei und die Staatsanwaltschaft eben nur formal unabhängig voneinander sind, im Kern der Sache jedoch lediglich zwei Instrumente desselben Apparats sind. Selbst wenn man der bürgerlichen Politikauffassung folgt, wonach die Bundesrepublik durch die Gewaltenteilung aufgeteilt ist, sind sowohl die Polizei als auch die Staatsanwaltschaft Teil der Exekutive, d.h. der ausführenden Gewalt. Mit ihrem kleinbürgerlichen Gejammer über die vermeintlich ungerechte Staatsanwaltschaft fällt die Vice somit noch hinter die bürgerliche Politikwissenschaft zurück.

Ebenso naiv wie falsch ist das „Fazit“, dass die Vice aus ihrem Bericht zieht: Die Polizei würde durch ihre zunehmend „falsche“ Praxis das Vertrauen der Bevölkerung verlieren, was wiederum ihren Job erschwere. Dass rassistische Polizeikontrollen und -gewalt insbesondere für Migrantinnen und Migranten ein zunehmender Unsicherheitsfaktor werden, ist eine Entwicklung, die es natürlich zu problematisieren und zu bekämpfen gilt. Entscheidend ist jedoch, dass nicht die Polizei als solche, sondern der Kapitalismus immer mehr ins Wanken gerät und immer größere Teile der Bevölkerung die Richtigkeit dieses Systems in Frage stellen. Daraus entstehen Unruhen und Proteste, die die Polizei als Vertreter des Staats unterdrückt. Das schwindende Vertrauen in die Polizei ist somit nicht das Ergebnis einer „falschen“ Praxis, sondern vielmehr ein Zeichen dafür, dass sie ihre Funktion innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft „richtig“ wahrnimmt. Diese aufkommenden Zweifel am System sowie an seinen Institutionen gilt es als revolutionäre Bewegung aufzugreifen. Positionen wie die der Vice, die die Ursachen kleinbürgerlich begreifen, gilt es zu kritisieren und ihnen einen materialistischen Standpunkt entgegenzustellen.
Nicht eine wie auch immer außer Kontrolle geratene Polizei ist das Problem, sondern der Staat, den sie verteidigt! Um sich der peinlich „hippen“ Rhetorik der Vice zu bedienen sei abschließend gesagt: Der Kapitalismus fucked uns ab – Zeit, ihn zu bekämpfen!

Kämpfende Jugend Hannover

Neue Broschüre “Klimakampf heißt Klassenkampf!”

Die bevorstehende Woche steht deutschlandweit im Zeichen des Klimakampfes! Höhepunkt dieser Woche wird die Demonstrationen rund um den Globalen Klimastreik in vielen Städten sein.

Anlässlich hierzu veröffentlichen wir unsere Broschüre zum Thema Klima. Inhalt dieser Broschüre ist unsere Analyse der Ursachen des Klimawandels und unsere Ideen, wie dieser bekämpft werden kann. Wir sind der Auffassung, dass der Klimawandel nicht im bestehenden System, d.h. im Kapitalismus, genauer gesagt im Imperialismus, zu stoppen ist, da dieses System auf der Ausbeutung der Erde basiert und der bürgerliche Staat als Vertreter der Kapitalistenklasse dieses niemals ernsthaft verändern wird.

Alles weitere – Ursachen, Lösungsansätze und unsere Position zur aktuellen Klimabewegung – findet ihr in der Broschüre auf unserer Homepage und bald auch in gedruckter Form.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!


→ Download Broschüre als PDF

Global Strike: System change, not climate change!

Die Jugend überall auf der Welt entwickelt aktuell ein Bewusstsein dafür, dass das Elend und die Zerstörung der Welt nicht in diesem System zu bekämpfen ist, sondern das System mit all seinen Vertreterinnen und Vertretern selbst der Feind ist. Denn dieses System ist brutal, umweltfeindlich und beutet vor allem in den armen und unterdrückten Gebieten der Welt Menschen und Natur aus. Dieses Wirtschaftssystem und unser Reichtum basiert auf der Vernichtung der Natur. Da die Ressourcen, welche die Konzerne benötigen weder ökologisch und nachhaltig gewonnen werden, noch klimaneutral verarbeitet und genutzt werden.

Für uns ist es entscheidend, das sich eine Klimabewegung die es ernst meint, nicht von bürgerlichen Parteien vor den Karren spannen lässt, sondern sie als Vertreter des Systems für den Klimawandel verantwortlich macht.

Deswegen sind wir solidarisch mit Fridays for Future und rufen dazu auf sich am Globalen Klimastreik am 20.09.2019 zu beteiligen.

Lasst uns gemeinsam dafür auf die Straße gehen das Klima zu retten und den Kapitalismus zu überwinden!

Für eine revolutionäre Klimabewegung!

#SystemChangeNotClimateChange
#WorkersForFuture

Für ein Ende der Ausbeutung von Mensch und Natur

Wir beteiligten uns als Ortsgruppe Hannover an der landesweiten Fridays for future-Demonstration am 5.7. in Hannover. So demonstrierten wir gemeinsam mit  den verschiedensten Menschen für eine klimafreundliche Gesellschaftsordnung und für ein Ende der Ausbeutung von Mensch und Natur.

Zudem wurden Flyer verteilt, auf denen erläutert wird, warum die Rettung des Klimas für uns nur durch einen Systemwandel, durch den Sturz des Kapitalismus, erreicht werden kann. Der Flyer und unsere Inhalte wurden besonders bei den jüngeren Demonstrationsteilnehmerinnen und –teilnehmern sehr wohlwollend aufgenommen. Parolen wie „System change, not climate change“ verdeutlichen, dass die Jugend mehr und mehr ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass das Elend und die Zerstörung der Welt in diesem System nicht zu bekämpfen ist, sondern das System mit all seinen Vertreterinnen und Vertretern selbst der Feind ist.

Lasst uns unsere Wut nutzen, uns weiter organisieren und gemeinsam kämpfen!

Klimawandel geht nur antikapitalistisch!
Für eine revolutionäre Klimabewegung!

– Ortsgruppe Hannover –


Flyertext: